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Biwaks beim Bergsteigen

Biwaks im Schnee, am Fels und anderen ungemütlichen Orten

Biwak! Die Entscheidung war einstimmig durch uns fünf gefallen. Die Stimme von Felix halte durch die Nacht, die nur von unseren Stirnlampen erhellt wurde.

- Ans Graben! nicht?
- Ich glaube, es ist besser am Fels.
- Ja, ja! Verdammt!, ist das Eis aber Hart.
Und nach einer kleinen Weile installierten wir uns für eine lange, enge und kalte Nacht in einem kleinen Loch. Dort konnte man sich kaum bewegen. Mit den Rucksäcken auf den Oberschenkeln, für ein kleines Extra an Wärme an den Beinen.
-Sonne, geh auf, Sonne!
Unsere anfängliche Idee war es, in dem kleinen Notbiwak auf dem Gipfel des Mount Kenia zu schlafen, aber durch einen Zwischenfall während des Aufstiegs in der Couloir del Diamante waren wir gezwungen, unsere Pläne zu ändern. Zwischen zwei Gipfeln des Mount-Kenya-Massivs überraschte uns die Nacht (Gate of the Mists Gap) in 5.144 Metern Höhe. Felix und ich stiegen weiter bis zum Gipfel, mit dem Ziel, das Notbiwak zu finden, was aber mitten in der Nacht unmöglich war (am folgenden Tag, als wir endlich den Gipfel erreichten, fanden wir es unter einem Felsblock, Felix und ich wären in der Nacht fast darüber gestolpert).

Die Idee, wieder etwas den Berg herunterzusteigen und ein Biwak zu bauen, war wahrscheinlich eine der besten Ideen meines alpinen Lebens. Wir waren müde nach einem langen Klettertag und einer von uns war verletzt. Wir waren zuversichtlich, mit der Idee, auf den Gipfel zu Klettern und mit dem Abstieg und Abseilen zu beginnen, sobald die ersten Sonnenstrahlen am Horizont der afrikanischen Savanne. Wir verfügten nur über zwei Biwaksäcke, so war unsere Idee, so eng wie möglich zusammenzubleiben, mit dem Ziel, die Körper warmzuhalten inmitten dieser nebligen, feuchten und kalten Nacht.

Foto 1
Wenn wir uns heute an diese Nacht erinnern, erinnern wir uns an dieses Abenteuer als ein Stück von Kameradschaft und Freundschaft. Auf Foto 1 sieht man uns in unserem „kuscheligen“ improvisierten Biwak.

Die Notwendigkeit, ein Notbiwak aufzuschlagen, spukt immer in den Gedanken von Kletterern und Alpinisten herum, gerade wenn es sich um lange oder komplizierte Besteigungen handelt. Manchmal verfügen wir über das nötige Material, um die Nacht zu überstehen, manchmal nicht. Normalerweise treffen wir die Entscheidung, ob wir einen Biwak machen, bevor wir mit dem Aufstieg beginnen, mit dem Ziel, die nötige Ausrüstung vorzubereiten und einen geeigneten, sicheren Platz zu finden und den Aufstieg dementsprechend zu planen. Natürlich kann es immer passieren, dass sich der Aufstieg durch unvorhersehbare, oder auch voraussehbare, Risiken verlangsamen kann.

Es kann immer passieren, dass die Nacht hereinbricht und ein sicherer Abstieg oder ein sicheres Abseilen keine gute Idee wäre und wir uns entscheiden, die Nacht in der Wand oder am Berg zu verbringen. Eine Nacht, die wir so nicht geplant hatten.

Vielleicht sind wir sogar schon auf dem Rückweg vom Gipfel, wenn uns die Nacht, ein Sturm oder die Müdigkeit überrascht und wir gezwungen werden anzuhalten und ein Biwak aufzuschlagen, bis die Sonne aufgeht. Ein Entschluss, der nicht leicht fällt.

BIWAKS
Die Idee, ein Biwak aufzuschlagen, ist nicht immer die Beste. Sie bringt es mit sich, dass wir die Nacht im Freien an einem vielleicht unerwünschten Ort verbringen müssen, die manchmal sogar gefährlich sind. In der Realität zwingt uns aber oft die Streckenführung oder die Länge der Kletterroute dazu, ein Biwak bauen zu müssen, um unser Ziel zu erreichen. Das kann uns beim Aufstieg oder natürlich auch beim Abstieg passieren. Ein Biwak ist synonym für eine schnelle Klettertour, bei der man auf sperrige Lager verzichtet. Wenn wir uns entscheiden, während einer Klettertour oder einer Besteigung ein Biwak zu machen müssen wir uns mit entsprechendem Material vorher ausrüsten, das natürlich leichter ist, als das Material für ein normales Camp. Natürlich steht außer Zweifel, das ein Biwak kein so komfortabler Schlafplatz ist, wie eine Nacht in einem guten Zelt, wo man alles Nötige unterbringen kann, aber manchmal hat man keine andere Wahl. Biwaks können geplant sein oder einfach aus der Not heraus improvisiert werden.

UNVORHERGESEHENE BIWAKS
Das sind natürlich die Biwaks, die wir vorher nicht planen konnten und aus der Notwendigkeit geboren werden. So müssen wir den Schlafplatz mit dem zur Verfügung stehenden Material improvisieren, damit wir die Nacht möglichst geschützt und warm verbringen können. Manchmal kann man sogar richtig schlafen, oft verbringt man jedoch eine schlaflose Nacht und wartet nur auf das erste Morgengrauen. Hier einige Beispiele:
  • Wir klettern zu langsam auf einer langen Kletterroute und uns überrascht die Nacht. Wir haben keine Stirnlampen dabei oder ihre Benutzung ist zu unbequem oder kompliziert beim Aufstieg. Der Abstieg ist nicht möglich oder zu kompliziert und so müssen wir uns auf einen Vorsprung setzen, um die Nacht zu verbringen und beim ersten Tageslicht den Aufstieg fortzusetzen.
  • Wir verlieren die Abseile während des Abstiegs und die Nacht bricht herein, so das es zu schwierig und gefährlich wäre, weiter abzusteigen. Wir entscheiden uns also, die Nacht auf einem Vorsprung zu verbringen und den Abstieg am nächsten Morgen sicher fortzusetzen.
  • Während eines Aufstiegs auf einem Grad überrascht uns das schlechte Wetter und die Chancen den Gipfel zu erreichen sind gleich null. Also müssen wir einen geeigneten Platz für einen Biwak finden, um die Nacht zu verbringen und den Aufstieg am nächsten Tag fortzusetzen.
  • Während des Abstiegs vom Gipfel verletzt sich ein Mitglied der Seilschaft und alle sind erschöpft, während die Nacht anbricht und das Zelt oder die Berghütte sind noch Stunden entfernt. So müssen wir ein Biwak improvisieren und den Abstieg auf den nächsten Morgen verschieben.
Die Entscheidung ein Notbiwak aufzuschlagen sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Man sollte sich überlegen, ob man dazu in der Lage ist und auch die möglichen Konsequenzen tragen kann. Es ist natürlich klar, dass man nicht immer die Wahl hat und einem nichts anderes übrig bleibt als ein Biwak aufzuschlagen.

Was natürlich klar ist, ist, dass man das Biwak immer unter Beachtung der größtmöglichen Sicherheit errichten soll und dass man sich oft an diese unfreiwillige Nacht in der freien Natur sogar mit Nostalgie erinnert.

Foto 2
Biwaks an der Wand
Wenn wir schon an der Wand übernachten müssen, ist es natürlich ratsam, sich wenigstens einen möglichst breiten Vorsprung zu suchen, auf den man sitzen oder sich sogar hinlegen kann, um es möglichst gemütlich zu haben. Wenn wir dann noch eine überhängende Wand als Dach über uns haben, das uns vor Regen oder Schnee schützt, ist das noch besser. Die Seile können wir zur Not als Unterlage benutzen, um uns vor dem harten Gestein zu schützen. Wenn wir mit einem Rucksack unterwegs sind, können wir wenigstens die Füße in diesen hineinstecken, um sie warmzuhalten. Aus dem gleichen Grund, ist es ratsam nah beim Seilpartner zu bleiben und sich gegenseitig zu wärmen. Wenn möglich sollte man sich auch so viel wie möglich bewegen, um gegen aufkommende Kälte anzukämpfen. Auf jeden Fall sollte man immer gesichert bleiben, entweder angeseilt oder direkt mit dem Standplatz verbunden. Auf Foto 2 können wir sehen, wie man eine Nacht auf einem Vorsprung verbringt. Wichtig: immer gesichert bleiben.

Biwaks im Eis
In Eisrinnen oder bei hartem Schnee kann man versuchen, eine ebene Oberfläche zu schaffen, wenn möglich auch tief. Man muss auch darauf achten, den Schlafplatz entfernt von möglichen Gefahren, wie Lawinen oder Steinschlag, aufzuschlagen. Auch sollte der Platz windgeschützt sein. Falls es nötig ist, können wir auch eine Mauer aus Schnee oder aus übriggebliebenen Eisstücken bauen. Die Seile können auf dem Boden ausgebreitet werden, damit man wenigstens eine kleine Isolierschicht hat. Auch hier kann man wieder den Rucksack einsetzen, um etwas zusätzliche Isolation zu haben. Es ist ratsam nah beim Seilpartner zu bleiben und sich gegenseitig zu wärmen. Falls es einem Mitglied der Seilschaft schlecht geht oder verletzt ist, wird es in die Mitte genommen, wo es am wärmsten ist. Auf Foto 1 sieht man eine Seilschaft in einer Notunterkunft am Ende einer Eisrille. Ein Paar Biwakzelte und die Rucksäcken mussten ausreichen, um eine kalte Nacht am Couloir del Diamante des Mont Kenya in 5144 Metern zu verbringen.

Biwaks auf einem Grad
Wir versuchen das Biwak an der Position zu errichten, die am besten vor Wind geschützt ist. Der Wind ist unser größter Feind bei einer Übernachtung im Freien, daher ist es nötig, sich vor Ihm zu schützen. Daher platzieren wir uns nahe an Felsblöcken, die uns etwas mehr schützen und falls nötig bauen wir noch eine kleine Steinmauer. Auf Foto 3 sieht man, wie man ein Biwak nur mit Hilfe einer Thermodecke oder Plastikplane und etwas Reepschnur oder einem Skistock errichtet. Die Decke wurde bewusst niedrig gehalten, um die Wärme zu halten und zu verhindern, dass der Wind sie wegweht. Es ist eine einfache Konstruktion, die uns hilft, trocken und windgeschützt zu bleiben.

Foto 3
Biwak im Schnee
Genau wie in den vorhergegangenen Abschnitten ist unser Hauptziel, trocken, warm und windgeschützt zu bleiben. Bei Schnee ist die beste Möglichkeit, eine Schneehöhle zu bauen. Schneehöhlen sind warm, sicher und windgeschützt. Zum Bau der Höhle suchen wir uns einen Hang mit 30 bis 50 Grad Gefälle. Es muss genug Schnee vorhanden sein, damit die Decke einen Durchmesser von ca. 50 cm bekommt. Der Bauplatz muss in einer lawinensicheren Zone liegen. Wir fangen an, indem wir am Hang nach oben graben, mit dem Ziel, eine Plattform zu bauen die höher als der Eingang liegt. So bleibt die Wärme besser in der Höhle, da Wärme nach oben steigt und Kälte nach unten sinkt.

Wir graben, bis wir die geeignete Größe erreichen, für zwei Personen sind das normalerweise anderthalb Meter Tiefe und zwei Meter Breite. Natürlich gehen auch zwei mal zwei Meter, falls man etwas mehr Platz braucht. Eine Höhe von einem Meter reicht normalerweise aus. Wir können natürlich größer bauen, aber man sollte nicht vergessen, das sich größere Räume auch schwerer erwärmen. Wenn der Unterschlupf fertig ist, sollte man die Decke und Wände glätten, um zu verhindern das Schwitzwasser sich an Vorsprüngen bildet und tropft. Wer möchte, kann sogar ein kleines Regal in die Schneewand graben, um darin das Klettermaterial zu ordnen. Die Schlafplattform sollte sich über der Höhe des Eingangs befinden. Im Folgenden platzieren wir den Schlafsack auf der Schlafplattform und wenn wir eine Plane oder Thermofolie haben, benutzen wir diese als Unterlage, um trocken zu bleiben. Den Eingang können wir mit einem Schneeblock verschließen.

Foto 4
Mit den Skistöcken können wir ein paar Belüftungslöcher in der Höhlendecke anbringen, damit wir genug Luft bekommen. Auf Foto 4 sehen wir die Konstruktion einer kleinen Schneehöhle. Man sollte bedenken, dass man beim Bau einer Schneehöhle oft nass wird und es ratsam ist Ersatzhandschuhe dabeizuhaben.

Biwak im Wald
Der Wald ist vielleicht der bequemste Ort, um eine Nacht zu verbringen. Wir können uns einen guten Baum suchen, der uns unter seinen Ästen Schutz gewährt. An den Stamm können wir Zweige und Äste lehnen, um ein kleines Zelt zu bilden, das uns vor Wind und Regen schützt. Falls nötig, können wir ein kleines Feuer anzünden, um uns zu Wärmen.

Geplante Biwaks
Wenn wir vorab entscheiden, eine Nacht in einem Biwak zu verbringen, packen wir den Rucksack dementsprechend. Natürlich achten wir hier auch auf das Gewicht, damit wir unser Ziel erreichen ohne uns tot zu schleppen. Ein leichter Schlafsack für zwei Personen wiegt weniger als zwei Schlafsäcke für eine Person. Ein Biwaksack, eine Isomatte, eine Plane oder Rettungsdecke, ein leichter Kocher, extra Proviant und vielleicht Kleidung zum wechseln. Manchmal kann es empfehlenswert sein, ein leichtes Biwakzelt mitzunehmen, aber das hängt vom Aufstieg ab. Wenn wir ein Biwak in der Kletterwand planen, ersetzen Portalege und Hängematten die ungemütlichen Vorsprünge.

Biwak am Fels
Ohne Zweifel ist eine Nacht mit einem Schlafsack und einem Biwaksack sehr viel gemütlicher. An der Wand befolgen wir weiterhin die vorhergegangenen Sicherheitskonzepte. Wir bleiben in jeden Moment mit dem Klettergurt gesichert, auch wenn wir uns im Schlafsack befinden. Auf Foto 3 sehen wir einen Bergsteiger im Schlafsack auf einem Vorsprung, natürlich am Standplatz gesichert.

Foto 5
Biwak im Schnee
Wenn wir über ein Biwakzelt verfügen, können wir eine kleine Höhle im Schnee graben, um darin das Zelt aufzubauen, damit wir ein Plus an Sicherheit und Windschutz haben. Der Vorsprung muss groß genug sein, damit wir das Zelt aufbauen können. Auf Foto 6 sehen wir das wind- und lawinengeschützte Zelt bei einem Aufstieg auf den Annapurna.

Foto 6
Innerhalb einer Schneehöhle ist der Aufenthalt viel angenehmer, wenn wir über die richtige Ausrüstung für ein Biwak verfügen. Die Plane und die Isomatte können wir auf dem Boden ausbreiten, um eine bessere Isolation zu haben, darüber breiten wir den Schlafsack aus. Eine andere gute Möglichkeit für ein Biwak im Schnee ist ein Schneegraben.

Schneegraben

Einen Schneegraben kann man viel schneller bauen als eine Schneehöhle. Sie schützt zwar nicht so stabil wie eine Schneehöhle aber dennoch bleibt man in ihr geschützt und warm. Im Gegensatz zur Schneehöhle kann man einen Schneegraben in jedem Gelände graben, ob Ebene oder am Hang. Wir graben ein Loch in den Schnee mit ca. 1,5 m Tiefe, 2 m Länge und 1,5 m breite, abhängig von der Personenzahl. Genau wie bei der Schneehöhle gilt, je kleiner der Graben, desto mehr Wärme. Der Boden sollte, für die Stabilität, gut festgetreten werden. Anschließend können wir die Skistöcke über den Graben legen, damit sie die Träger für das Dach bilden, wie man auf Foto 8 sehen kann. Anschließend breiten wir die Plane über die Stöcke aus, so das sie den ganzen Graben bedeckt. Die Plane bedecken wir an den Rändern mit Schnee, um sie zu sichern. Damit wir bequem hinein und hinaus können, wird ein kleiner Zugangsgraben gebaut. Der Eingang kann mit einem Rucksack oder einem Schneeblock verschlossen werden. Auf Foto 9 sehen wir den fertiggestellten Schneegraben mit Plane und Eingang. Natürlich hält diese Konstruktion keinen starken Schneefall aus. Dies kann nur durch die regelmäßige Beseitigung des Schnees gelöst werden.

Foto 7

Foto 8

Foto 9
Wenn wir vorher entscheiden, dass wir ein Biwak errichten wollen, ist es natürlich nötig, dass wir die geeignete Ausrüstung zur Verfügung haben, damit wir den Aufstieg ohne unnütze Quälerei genießen können.

Wenn wir die Besteigung ohne Biwak planen, sollten wir alles mögliche unternehmen, um gar nicht erst in diese Situation zu gelangen. Der Aufstieg sollte gut geplant sein, man steht früh auf, wir nehmen Stirnlampen mit und haben die nötige technische Erfahrung und sind physisch in der Lage die Strecke zu bewältigen. Diese Punkte sollte man beachten, bevor man sich den Gurt anzieht.

Sollte ein Biwak dennoch unumgänglich werden, genießt es, es wird eine Erfahrung, die man sein Leben lang nicht vergisst.

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